Lieber Anleger,
seit Anfang August sehen sich die Aktienmärkte großen Schwankungen ausgesetzt. Perspektivlosigkeit der politischen Riege und hohe Verschuldung der westlichen Staaten sind kein guter Nährboden für Aktienkurssteigerungen. Der, letzten Donnerstag tagende EU-Gipfel, endete mit einem „freiwilligen“ Schuldenerlass für Griechenland von 50%. Banken, Versicherungen, Staaten und institutionelle Anleger verzichten auf ca. € 100 Mrd. Das zweite Rettungspaket wurde von € 109 Mrd. auf € 130 Mrd. aufgestockt. Und der aufgelegte Rettungsfond für in Schwierigkeiten geratene Länder kann künftig gehebelt werden.
Diese politische Entscheidung führte zu Kurssprüngen der großen Indizes, in deren Fahrwasser auch der österreichische ATX massiv anzog.
Alles wieder in Ordnung? Ich habe da so meine Zweifel.
Gut: Der Schuldenschnitt ist richtig. Er ist freiwillig und hoffentlich auch in der Höhe angemessen. Er kommt allerdings sehr spät. Letztlich ist die mindestens seit einem Jahr absehbare und unvermeidbare Insolvenz Griechenlands eingetreten. Allerdings ist diese heute um einiges teurer geworden und man hat durch den Aufschub den Griechen viel Zeit gestohlen, die sie bereits in vernünftige und wirksame Re-Animationsmaßnahmen hätten investieren können. Mit der Hebelung des EU-Rettungsschirmes setzt die Politik jedoch weiter auf den Faktor Zeit. Ich fürchte, dass das ähnlich wie das Griechenland –Desaster endet, nur weitaus heftiger. Diese Befürchtung wird in erster Linie €-Cash und europäische Anleihen betreffen.
Nun zu den Aktien. Meinem Dafürhalten nach, gibt es eine interessante Entwicklung, die man als „Mega Trends“ bezeichnen kann. Die Aktienkurse werden ganz entscheidend vom Großkapital beeinflusst, den sogenannten „institutionellen Investoren“. Das sind Versicherungen, Pensionsfonds (von Unternehmen) staatliche Renten-u. Pensionskassen, Banken, Vermögensverwaltungen u. Investmentfonds. Das von diesen Großinvestoren verwaltete Geld zieht um den Globus, immer dorthin, wo die größten u. aussichtsreichen Renditechancen winken. Dabei rotiert es ständig zwischen den drei Anlageklassen Aktien, Rohstoffe und Anleihen. Fast immer wird mindestens eine der drei Klassen nachgefragt und steigt daher im Kurs. Die institutionellen Investoren kreieren sozusagen die Trends in den Anlageklassen, auf die dann immer mehr Anleger aufmerksam werden und aufspringen, wodurch sie sich zu „Mega-Trends“ ausweiten.
Die angehängte Grafik zeigt den Vergleich amerikanischer u. chinesischer Aktien mit deutschen Anleihen u. den Rohstoffen. Ein kleiner Nachteil dieser Mega-Trends ist, dass sie eben erst sichtbar werden, wenn sie bereits eine gewisse Zeit existieren. Ein Vorteil ist, dass sie in der Regel nachhaltig sind.
Wie die Abbildung zeigt, hat sich vor wenigen Wochen eine möglicherweise entscheidende Wende bei den Mega-Trends ergeben. Ende September begann zunächst der Anleihenmarkt auf hohem Niveau zu stagnieren und kurz darauf drehten die Aktien u. Rohstoffe nach oben. Das heißt konkret: Anleihen werden abverkauft und die dadurch freiwerdende Liquidität fließt in die Aktien- u. Rohstoffmärkte. Sollten diese neu begonnen Mega-Trends fortbestehen, wäre das mittel-bis langfristig positiv für Aktien und Rohstoffe.
Das würde die Sichtweise vieler Marktteilnehmer- auch meiner eigenen- auf den Kopf stellen. Derzeit rechnen die meisten Marktteilnehmer mit einer Wiederaufnahme des Bärenmarktes, sobald die Euphorie über die in neuen Dimensionen aufgespannten Euro-Rettungsschirme verflogen ist. Sie sollten jedoch ab sofort auch ein völlig unerwartetes Szenario in Betracht ziehen: Dass die Aktienmärkte vor wenigen Wochen einen neuen Haussemarkt gestartet haben. Abhängig vom aktuellen Stand der Konjunkturuhr, sind nach wie vor defensive Telekommunikation- und Genussmittel-Titel (sind auch dividendenstark), mit einer guten Risikokontrolle, optimal.
Es bleibt also spannend!
Ich wünsche ihnen allzeit gute Investments
Ihr
Franz Salcher, CFP
Finanzplaner
Risikohinweis: Die Informationen basieren auf Quellen, welche ich für zuverlässig halte. Die Angaben erfolgen nach zuverlässiger Prüfung,
jedoch ohne Gewähr! Für die angemessene Platzierung von Kauf-und Verkaufsaufträgen ist der Leser allein verantwortlich. Gute Ergebnisse
in der Vergangenheit garantieren keine positiven Resultate in der Zukunft. Aktienanlagen, sowie Long- oder Short-ETF`s, bieten höhere
Chancen auf Gewinne, aber zugleich die Gefahr hoher Verluste, die im negativsten Fall bis zum Totalverlust der investierten Mittel führen
können. Daher rate ich ausdrücklich den Anteil ihres Vermögens welches in liquide Wertpapiere investiert werden soll, nicht auf wenige
Titel zu konzentrieren. Der Anteil einzelner Werte/Finanzinstrumente sollte- je nach Risikoeinschätzung- auch hinsichtlich dem „Risiko pro
Position“ angepasst sein. Mehr als 15 bis 25% Ihres auf aktienorientierte Anlagen ausgerichteten Depotanteil sollten Sie auf keinen Fall
insgesamt unter kurzfristigeren, weniger als 6 Monaten umfassenden, Trading-Gesichtspunkten, anlegen.